Das zweite Schuljahr:

Wir sind nun Mitte 1994. Die Sommerferien gingen wie immer viel zu schnell vorbei. Aber die Freude all die Leute, Klassenkameraden und Mitbewohner der Wohngruppe, wieder zu sehen kompensierte die Enttäuschung über das schnelle Ende der Sommerferien.

Es war echt nett all die bekannten Gesichter wieder zu sehen. Es sollte nicht lange dauern und die alten Gewohnheiten waren wieder gefunden. Mit ein paar Leuten in der Wohngruppe fing der Tausch an PC–Wissen (Programmen) schnell wieder an zu laufen. Zum Entsetzen meiner Eltern brachte ich von Woche zu Woche mehr Disketten mit nach Hause.

Heute kann ich nichts mehr mit diesen Disketten anfangen, aber zu diesem Zeitpunkt sammelte ich alles was ich bekommen konnte. Egal ob ich es gebrauchen konnte, oder nicht, zum Tauschen war es auf jeden Fall immer gut.

In der Schule ging es jetzt dann schneller voran. Die Lehrer meinten, dass wir so am Ende mehr Zeit hätten, wenn noch Unklarheiten bestünden. Es gab auch einige Änderungen in der Schule. EDV war ab dem 2. Jahr nur noch ein Wahlfach, stattdessen kam Wirtschaftsgeografiedazu.

Um mein Hobby — den PC — auch in der Schule weiter nachgehen zu können, beschloss ich EDV als Wahlfach weiter zu verfolgen. EDV als Wahlfach war in so fern interessant, denn es gab eine 2 fürs quasi Nichtstun. Denn der Lehrer schrieb recht einfache Arbeiten.

Wirtschaftsgeographie, oder von den Schülern liebevoll „Geo“ genannt, weckte recht schnell mein Interesse, obwohl mir der Lehrer nie sympathisch wurde. Er hatte seine Lieblingsschüler. Wenn man nicht zu diesem auserwählten Kreis gehörte, ging es nur noch über gute Leistungen. Selbst diese erwähnte er nur nebenbei, es sei den man gehörte zu zu seinen Lieblingsschülern. Was ich aber nicht tat.

Alles in allem hatte ich mich wieder echt gut eingelebt. Mein Kreislauf machte mir ein bisschen zu schaffen, ansonsten lief alles wie geschmiert.

Wegen den Kreislaufproblemen konnte ich nicht an der Klassenfahrt, nach Berlin, teilnehmen, aber die Pause tat mir gut. Mein Kreislauf erholte sich wieder schnell und alles konnte wie gewohnt seinen Gang gehen.

Die Multiple Sklerose machte mir auch keine Probleme mehr. Zumindest nicht so große, dass sie mich behindert hätten.

Ende 1994 ging ich für 2 Wochen ins Krankenhaus für eine Beugesehnenverlängerung. Anschließend hatte ich dann noch einen Gips für ca. 6 Wochen. Ich bin in der Zeit natürlich brav in die Schule gegangen.

So kurz nach Nikolaus bekam ich den Gips ab. Ich sag euch, das war ein echt komisches Gefühl. Ich konnte mein linkes Knie anfangs nicht mehr kontrollieren. Es hüpfte auf und ab, da noch nicht alles so gedehnt war, wie es sein sollte. Das war auch mit Schmerzen verbunden.

Bis dann alles wieder so war wie es sein sollte, die Muskulatur auftrainiert und das Knie so weit gedehnt, dass es auch so bleiben würde, sollte es dann noch fast 2 Jahre dauern.

Wieder zurück in der Schule – es war das Jahr 1995 – machte ich mich daran, das zweite Halbjahr des zweiten Schuljahres hinter mich zu bringen, was mir auch im Großen und Ganzen recht gut gelang. Gut, ok, ich hatte wieder mit meinen Prioritäten zu kämpfen. Es gab in einzelnen Fächern, immer noch Themen die mich partout nicht interessierten, so dass ich wieder mal anfing nur das nötigste zu machen. Dieses mal nur in ein paar Nebenfächern.

Das zweite Halbjahr ging dann auch ohne große Probleme vorbei, so dass die Abschlussprüfungen sich langsam bemerkbar machten. Einzelne Lehrer, gaben uns schon mal einen Vorgeschmack auf die Prüfung. Sie nahmen mit uns probeweise mal eine Prüfung durch damit wir sehen, was auf uns zukommt. Es kam aber immer der Hinweis: “Leute Ihr habt noch ein Jahr bis zur Prüfung, keine Panik!!“

Zum Entsetzen meiner Klassenlehrerin und auch des Fachschulleiters der Wirtschaftsschule meldete ich mal an, dass ich 2 Wochen früher in die Sommerferien müsste, für eine Kur um dort noch mal richtig Kraft zu tanken für das letzte Schuljahr.

Mein Anliegen stieß nicht gerade auf Begeisterung bei den beiden Lehrern, bei denen ich mein Anliegen vortrug. Ich hatte mir im zweiten Jahr öfter mal einen oder zwei Tag frei genommen und war früher nach Hause gefahren, meist weil ich dort einen Arzttermin hatte.

Ich musste dem Fachrektor versprechen, dass ich im dritten Schuljahr aufhöre mit dem früher nach Hause fahren, damit er die zwei Wochen – die ich früher mit den Sommerferien anfing– genehmigen könne.


Zurück nach oben - Hier gehts weiter zum dritten Schuljahr